Fallbuch ET 6-6-R - Der Entwicklungstest für Kinder von sechs Monaten bis sechs Jahren in der Praxis

Fallbuch ET 6-6-R - Der Entwicklungstest für Kinder von sechs Monaten bis sechs Jahren in der Praxis

 

 

 

von: Thorsten Macha, Franz Petermann

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2016

ISBN: 9783840925542

Sprache: Deutsch

168 Seiten, Download: 5192 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Fallbuch ET 6-6-R - Der Entwicklungstest für Kinder von sechs Monaten bis sechs Jahren in der Praxis



2 Säuglingsalter (0 bis 18 Monate) (S. 37-38)

2.1 Fallbeispiel 1: Kira, 1;0 Jahre, Entwicklungsverzögerung nach Frühgeburt, Abklärung heilpädagogischen Förderbedarfs

2.1.1 Vorgeschichte

Problembereich. Kira wird von ihrem Vater wenige Tage nach ihrem ersten Geburtstag (Lebensalter 1;0 Jahre) in einem Frühförderzentrum vorgestellt. Sie wurde in der 25. Schwangerschaftswoche entbunden und fünf Monate in der Kinderklinik versorgt. Infolge der komplizierten postpartalen? Anpassungsphase zeigt Kira Entwicklungsauffälligkeiten. Die Eltern wünschen sich für ihre Tochter professionelle Entwicklungsbegleitung in der Form heilpädagogischer Frühförderung, damit Kira die Entwicklungsrückstände? aufholen und sich altersgerecht entwickeln kann. Familiäre und soziale Rahmenbedingungen. Kira lebt zusammen mit ihrem Vater im Haus der Großeltern väterlicherseits. Der Vater befindet sich noch für einige Wochen in Elternzeit und betreut Kira. Die Eltern leben derzeit getrennt, die gemeinsame elterliche Sorge besteht fort, Geschwister gibt es keine. Kira hat eine gute Bindung zu beiden Elternteilen und ihre Mutter besucht sie an mindestens fünf Tagen in der Woche. Die Großeltern unterstützen die Eltern bei der Betreuung Kiras. Der Vater geht täglich mit Kira spazieren und besucht einmal in der Woche einen Baby-Schwimmkurs. In wenigen Tagen ist der Beginn der Eingewöhnungsphase in einer Kinderkrippe geplant.

Zusammenfassung der Vorbefunde. Nach zunächst unauffälliger Schwangerschaft wurde bei einer Routineuntersuchung eine Plazentainsuffizienz? festgestellt. Es erfolgte eine stationäre Aufnahme der Mutter und eine einmalige Durchführung einer Lungenreifeförderung?. Nach eingehender Bewertung der Risikolage erfolgte in der 25. Schwangerschaftswoche (24 + 4 SSW?) der Entschluss zur Sectio?. Das Geburtsgewicht betrug 475 Gramm, die Körperlänge und der Kopfumfang bei der Geburt wurden nicht vermerkt, betrugen jedoch nach vier Wochen 32 cm (P?3 – 5) sowie 20,5 cm (P5). Der APGAR? betrug nach einer, fünf bzw. zehn Minuten 3/8/8 und für den Nabelschnur- pH?-Wert wurden 7,20 ermittelt. Im Anschluss erfolgte ein fünfmonatiger stationärer Aufenthalt Kiras in der Neonatologie. Hierbei ergaben sich insbesondere Komplikationen in Form von rezidivierenden Pneumothoraces?, die eine Langzeitbeatmung und wiederholte Pleuradrainagen? erforderlich machten. Die Spontanhaltung und -motorik wurde als hyperton? beschrieben, in Rückenlage fiel eine deutliche Prädilektionshaltung? nach rechts auf. Der Nahrungsaufbau gelang ohne Komplikationen, ebenfalls konnten sonografisch? keine Hirnblutungen nachgewiesen werden. Etwa dreieinhalb Monate nach der Geburt wurde beidseits eine Leistenhernien?-Operation durchgeführt. Nach der Entlassung erhielt Kira bis zum Alter von etwa sechseinhalb Monaten eine Sauerstofftherapie und bis zum Ende des ersten Lebensjahres erfolgte eine Monitorüberwachung. Eine abschließende Herz-Ultraschall-Untersuchung lieferte einen Normalbefund, bislang verabreichte unterstützende Herz-Kreislauf-Medikamente konnten abgesetzt werden. Kira durchlebte einige leichtere Infekte der oberen Atemwege und neigte wiederholt zu atopischen Ekzemstellen? und leichtem Hautausschlag, der mit Pflegecremes gut behandelbar war. Eine Frühgeborenen-Retinopathie? infolge der künstlichen Beatmung hat sich zurückgebildet, Kira befindet sich unter regelmäßiger augenärztlicher Kontrolle. Das postpartale? Hörscreening ergab beidseits einen unauffälligen Befund, weitere Hör- und Sehtests waren altersbedingt bislang nicht möglich. Es liegen bislang jedoch keine Anzeichen für eine alltagsrelevante Einschränkung des Hörvermögens vor. Kira erhält regelmäßige zweimal pro Woche eine Physiotherapie. Bei der kürzlich durchgeführten Kinder-Vorsorgeuntersuchung U6 wurden ihre Körpergröße mit 69 cm (alterskorrigiert? P50), ihr Körpergewicht mit 7.930 g (alterskorrigiert P10 – 25) sowie ihr Kopfumfang mit 42 cm (alterskorrigiert P10) notiert. Der Kinderarzt beschrieb Kira als freundliches Kind, das deutlich jünger als seinem Alter entsprechend wirkte. Als auffällige Befunde wurden ein leicht abgeflachter rechter Hinterkopf sowie eine eher schwache Muskulatur der unteren Extremitäten diagnostiziert. Bei seitengleichen Reflexen nahmen die unteren Extremitäten eine eher hypertone? Spontanhaltung ein. Die Entwicklungsbereiche wurden wie folgt beschrieben:

• Motorik: Kira kann sich problemlos vom Bauch auf den Rücken und vom Rücken auf den Bauch drehen, in Bauchlage beherrscht sie den Armstütz auf den offenen Händen. Sie versucht, vorwärts zu robben, was ihr jedoch noch nicht gelingt. Sie kann sich im Liegen um die eigene Achse drehen und Schaukelbewegungen durchführen. Beim Hochziehen zum Sitzen hat Kira eine gute Kopfkontrolle und hilft aktiv beim Hochsetzen mit. Das Sitzen gelingt nur mit Unterstützung. Eine Bereitschaft zum Stehen zeigt Kira noch nicht. Trotz der hypertonen? und angewinkelten Spontanhaltung der Beine im Sitzen ist eine passive Streckung gut möglich. Die Grobmotorik entspricht einem geschätzten Entwicklungsalter? von sechs bis sieben Monaten. Kira kann außerdem Gegenstände greifen und zwischen den Händen wechseln. Auch Dinge außerhalb ihrer Reichweite versucht sie zu erreichen; dabei bevorzugt sie stark die rechte Greifhand. Sie greift überwiegend im Faustgriff, ein Daumen-Finger-Griff ist in Ansätzen zu beobachten. Der Kinderarzt schätzt das handmotorische Entwicklungsalter auf etwa sieben bis acht Monate.

• Sprache: Kira wendet sich nach einer Stimme, sie lacht, quietscht und macht Lautverdopplungen. Dies entspricht einem Entwicklungsalter von etwa sieben bis acht Monaten.

• Kognition und Sozialverhalten: Kira ist zu Beginn der Untersuchung scheu gegenüber der fremden Person, im Verlauf lacht sie jedoch aktiv. Nach Angaben des Vaters mag sie Versteckspiele. Bei Wegnahme eines Spielzeugs zeigt Kira keinen Widerstand, macht jedoch deutlich, dass sie den Gegenstand wiederhaben möchte. Sie trinkt noch überwiegend aus der Flasche mit Sauger, beim Füttern möchte sie hin und wieder helfen, indem sie nach dem Löffel greift. Klatschen oder Winken zeigt sie noch nicht. Insgesamt liegt das Sozialalter bei etwa sieben Monaten.

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