Adoleszenz und Migration - Adoleszenzverläufe weiblicher und männlicher Bildungsmigranten aus Westafrika

Adoleszenz und Migration - Adoleszenzverläufe weiblicher und männlicher Bildungsmigranten aus Westafrika

 

 

 

von: Marga Günther

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531917962

Sprache: Deutsch

263 Seiten, Download: 1553 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Adoleszenz und Migration - Adoleszenzverläufe weiblicher und männlicher Bildungsmigranten aus Westafrika



"3 Chancen und Risiken adoleszenter Bildungsmigration (S. 49-50)

Anliegen dieses Kapitels ist die Formulierung eines theoretischen Analyserahmens für die empirische Untersuchung, die am Beispiel adoleszenter BildungsmigrantInnen aus Guinea nach den Bedingungen und Verarbeitungsformen des mehrdimensionalen Transformationsprozesses fragt. Zunächst wird das Phänomen internationaler Bildungsmigration beleuchtet, um deutlich zu machen, unter welchen strukturellen Besonderheiten, Bedingungen und Folgen die Jugendlichen aus Guinea ihr Studium in Deutschland absolvieren. Danach erfolgt die Auseinandersetzung mit der Frage, wie in dieser Arbeit die Umbildungsprozesse von Migration und Adoleszenz gefasst werden. Dabei wird auch das zugrunde liegende Verständnis von Identität, Kultur und Modernisierung deutlich.

Schließlich wird ein theoretisches Konzept vorgestellt, mit dem die adoleszente Migration einer differenzierten Analyse unterzogen werden kann, mit der das komplexe Ineinandergreifen beider Prozesse beleuchtet werden kann. Hieraus ergeben sich die zentralen Annahmen, auf deren Hintergrund die empirischen Daten interpretiert werden. Am Schluss des Kapitels werden die relevanten Fragen für die empirische Untersuchung zusammengefasst, differenziert und präzisiert.

3.1 Guineische BildungsmigrantInnen in Deutschland

Internationale Bildungsmigration existiert, solange es Hochschulen gibt. Über Jahrhunderte verstanden sich die Universitäten als autonome Institutionen, in denen eine universale Bildung sowie ein freier Austausch von Wissen selbstverständlich waren (vgl. Jensen 2001). Dies änderte sich, als die Universitäten zu nationalen Institutionen wurden und die Auslandsausbildung im Wettbewerb um wissenschaftliche und technologische Entwicklung eine strategische Bedeutung für die einzelnen Nationalstaaten erhielt (vgl. Budke 2003). Im Zuge der Globalisierung gewinnt das Auslandsstudium immer mehr an Bedeutung. Derzeit absolvieren weltweit 2,7 Millionen Studierende ein Hochschulstudium im Ausland (vgl. BMBF 2005). Besonders die europäischen Industrienationen und die USA sind die wichtigsten Zielländer der internationalen BildungsmigrantInnen.

Unter diesen Ländern findet ein Wettbewerb um ausländische Studierende statt, da diese „zugleich als Ausdruck der internationalen Öffnung der Aufnahmeländer sowie als Motor der Globalisierung oder Europäisierung gesehen werden"" (Budke 2003, 22). Die europäische Bildungspolitik fördert ausdrücklich das Auslandsstudium innerhalb ihrer Mitgliedsländer, dies zeigt sich insbesondere an ihrem Studentenaustauschprogramm ERASMUS. Die ausländischen Studierenden aus europäischen Ländern werden als kulturelle Vermittler angesehen und sollen als zukünftige Entscheidungsträger die europäische Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und politischer Ebene vorantreiben (vgl. Teichler u. a. 1999). Dagegen wurde Studierenden aus Entwicklungsländern in Deutschland seit den siebziger Jahren der Zugang zu den Hochschulen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit als Bildungshilfe gewährt. Die der Bildungshilfe zugrunde liegende Idee bestand zunächst in der Qualifizierung von Fachleuten, die ihre Kenntnisse dann in ihrem Heimatland transformierend einbringen sollen. Wichtige politische Anliegen waren die Verhinderung eines Brain Drain und die Förderung der Reintegration (vgl. BMBF 2005).

Diese auf humanitären Zielen begründeten Maßnahmen verloren während der Diskussion um die wirtschaftliche und wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland immer mehr an Bedeutung. Eine gezielte Förderung Studierender aus Entwicklungsländern findet heute nur noch im Rahmen von Stipendienprogrammen statt. Mit Einführung des Zuwanderungsgesetzes im Jahre 2005 ging die Zuständigkeit für die gesetzlichen Regelungen des Aufenthaltes in Deutschland aus Studiengründen von der Entwicklungspolitik in die Ausländerpolitik über. Heute findet zunehmend das Potential der ausländischen Studierenden Beachtung, die den Erfordernissen des Wirtschaftsstandortes Deutschland und des hiesigen Arbeitsmarktes entsprechen. Die Diskussion um den Brain Drain in den Heimatländern hat sich zugunsten eines Brain Gain für die Gastländer gewandelt (vgl. Hunger 2003, BMBF 2005).

3.1.1 Statistische Daten und rechtliche Situation"

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