Einführung in die Medienpädagogik - Aufwachsen im Medienzeitalter

Einführung in die Medienpädagogik - Aufwachsen im Medienzeitalter

 

 

 

von: Heinz Moser

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2006

ISBN: 9783531905891

Sprache: Deutsch

313 Seiten, Download: 1476 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Einführung in die Medienpädagogik - Aufwachsen im Medienzeitalter



Einleitung (S. 9)

Seit der Erfindung des Buches, dann des Radios, des Fernsehens und der elektronischen Medien besteht eine breite Diskussion der Gelehrten und Wissenschaftler, wie die Medien das Verhalten der Menschen in der Gesellschaft beeinflussen.

Nun mögen Medien auch produktive Kräfte darstellen, welche die Ökonomie verändern – etwa dadurch, dass sie mit einer Industrie verbunden sind, die im Verlauf der Geschichte immer wichtiger geworden ist: So war das Verlagswesen in vergangenen Jahrhunderten schon deshalb von geringerer Bedeutung, weil das gebildete Publikum der Lesenden nur eine kleine gesellschaftliche Elite darstellte.

Mit der allgemeinen Volksschulbildung und der Massenpresse verbreiterte sich die materielle Grundlage in einem gewaltigen Ausmaß. In diesem Jahrhundert ist dann schrittweise eine Entwicklung in Gang gekommen, welche den Wirtschaftssektor der Medien immer einflussreicher werden ließ.

Großkonzerne im Kommunikations- und Computerbereich, die Filmindustrie, ein Netz von Verlagskomplexen, welche Zeitungen, Buchverlage, Fernsehstationen und digitale Medien umfassen, stellen einen nicht mehr zu vernachlässigenden ökonomischen Faktor dar.

Autoren wie der Amerikaner Lew J. Perelman (1992) gehen sogar davon aus, dass der Faktor „Information“ für die entwickelten Gesellschaften des ausgehenden 20. Jahrhunderts zur entscheidenden Produktivkraft geworden ist. Dennoch hat die pädagogische Begleitmusik zu dieser Entwicklung in einem immer erneuten Chor die Gefahren beschworen, welche ihrer Meinung nach mit den Medien verbunden seien. Schon das Buch hatte vor 200 Jahren den Geruch, die Menschen zu verführen.

Kein geringerer als Jean Jacques Rousseau hatte in seinem Erziehungsroman „Emil“ 1762 geschrieben: „Wie ich alle Pflichten von den Kindern fernhalte, so nehme ich ihnen die Werkzeuge ihres größten Unglücks: die Bücher.

Die Lektüre ist die Geißel der Kindheit und dabei fast die einzige Beschäftigung, die man ihnen zu geben versteht“ (Rousseau 1963, S. 100). Bücher lehren nach Rousseaus Meinung, nur von dem zu reden, was man nicht weiß, und sie sind jener Absicht konträr entgegengesetzt, wonach Emil auf dem Lande erzogen werden soll, fern von den Einflüssen und der Sittenlosigkeit der Städte, deren Firnis für Kinder so verführerisch und ansteckend sei. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt dann die Kritik dem Kino.

So hielt der Hamburger Lehrerverein 1907 „den Besuch der Theater lebender Photographien für Kinder gefährlich“, und er forderte, die Schule habe „dem Besuch von Vorführungen dieser Art ... erziehlich entgegenzuwirken“ (vgl. Binder 1992, S. 18). Für die Pädagogik scheint demnach jedes neue Medium mit einer subversiven Energie verbunden, welche ihren Intentionen konträr entgegengesetzt ist und bedrohlich erscheint.

So haben auch später die Pädagogen fast regelmäßig über die schlechten Einflüsse debattiert, welche von den jeweils neuen Medien ausgingen. In unserem Jahrhundert gab es zum Beispiel die Diskussion um den Schundroman, die Kritik am amerikanischen Comic, die Besorgnis über Gewalt und Brutalität in Video und Fernsehen.

Vor allem scheinen die Medien immer wieder erneut die behütete Kleinfamilie und die mit ihr verbundene Auffassung vom „unschuldigen“ Kind zu bedrohen. Erhielten die Heranwachsenden doch durch sie einen direkten Zugang zur Welt „draußen“, der durch keine pädagogischen Einflüsse mehr „gefiltert“ war.

In diesem Zusammenhang scheint zudem eines bemerkenswert: Erstmals haben wir es heute mit einer erwachsenen Generation zu tun, die von allem Anfang mit elektronischen Medien groß geworden ist und sich ein Leben ohne Fernsehen, Video und Computer nicht mehr vorstellen kann. Damit dürfte zusammenhängen, was mir zum Beispiel in Universitäts-Seminaren zum Thema „Massenmedien“ in den letzten Jahren zunehmend aufgefallen ist: die Unbefangenheit und Akzeptanz im Umgang mit den elektronischen Medien, welche für diese Generationen zum selbstverständlichen Teil ihrer Lebenswelt geworden sind.

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