Methodenbuch Soziale Arbeit - Basiswissen für die Praxis

Methodenbuch Soziale Arbeit - Basiswissen für die Praxis

 

 

 

von: Brigitta Michel-Schwartze (Hrsg.)

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2007

ISBN: 9783531904283

Sprache: Deutsch

340 Seiten, Download: 1804 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Methodenbuch Soziale Arbeit - Basiswissen für die Praxis



Brigitta Michel-Schwartze

Einführung in die Thematik: Methodenverständnis und Handlungsrationalitäten (S. 7)

Wissenschaft und Kunst unterscheiden sich von einander durch ihre grundlegenden Prämissen: Kunst beruht auf der Prämisse der Einzigartigkeit jedes Werkes, Wissenschaft auf der Prämisse der Wiederholbarkeit. „Wissenschaft ist Wiederholung, verfeinert zu beobachteter Regelmäßigkeit, aufbewahrt in Stereotypen“ (Horkheimer/ Adorno, zitiert nach Gronemeyer 2000: 11).

Kunst sichert die Einzigartigkeit durch Echtheitszertifikate und die Bekämpfung von Plagiaten. Wissenschaft sichert die Wiederholbarkeit durch Methoden. Methoden gelten als „Charakteristikum für die wissenschaftlichen Verfahren und damit … als Kennzeichen der Wissenschaften selbst“ (Lorenz 2004: 876).

Die Kompetenz zur Bereitstellung von Methoden zur Theoriegenerierung liegt bei der Wissenschaftstheorie (vgl. a.a.O., vgl. auch Seifert 1992). Die Einzelwissenschaften benötigen unterhalb der erkenntnistheoretischen Ebene weitere Methoden an der Schnittstelle von Theorie und Praxis. In Abgrenzung, nicht in Polarisierung zur Theorie ist Praxis „um gelingendes Leben bemühtes Handeln“ (Demmerling 2004: 336).

Als solches steht Praxis „in enger Beziehung zum phänomenologischen Begriff der Lebenswelt“ (a.a.O.: 337). Die Soziale Arbeit hat es sich mit ihrer Methoden-Entwicklung für diese Praxis nicht leicht gemacht. Innerhalb der Sozialarbeitswissenschaft generierten TheoretikerInnen zwei Hürden, die in Jahre dauernden Diskussionen gepflegt wurden: 1. der Zweifel, ob Soziale Arbeit überhaupt eine eigenständige wissenschaftliche Profession sei, 2. die Bewertung von Praxis als theoriefernem und damit unwissenschaftlichem Bereich.

Zu dem als erster Hürde benannten Zweifel wäre zu sagen, dass Soziale Arbeit schwer in herkömmliche Kategorien einzuordnen ist. Unter der traditionellen Perspektive lässt sie sich nicht wie Wissenschaften im aristotelischen Sinne ohne definitorische Verrenkungen herausheben „aus der veränderlichen Vielfalt politisch und technisch praktischer Problemlösungen“ (Kambartel 2004: 720), denn sie beobachtet, reflektiert und beeinflusst gerade diese veränderliche Vielfalt sozialer Prozesse, für die sie Problemlösungen zu entwickeln hat.

TheoretikerInnen der Disziplin können auch nicht jene ontologische Sicht für ihren Wissensbereich in Anspruch nehmen, nach der Soziale Arbeit wie traditionelle Wissenschaften einen Begründungszusammenhang darstellt, der „ohne .. Zutun und insbes. unabhängig von der Betrachtung der Fall ist“ (a.a.O.).

Stärker als die Hemmung durch die ungeklärte Subsumption unter einen tradierten Wissenschaftsbegriff aber wirken institutionelle und Statusfragen, die jene Diskussion als Rationalisierung erscheinen lassen. Die Kombination bzw. Addition von Sozialarbeit und Sozialpädagogik zu dem neuen Gebiet „Soziale Arbeit“ ließ die Frage offen, ob die unter diesem Dach zusammengefügten Inhalte und die jeweiligen Professionellen eine Gesamtdisziplin bilden könnten.

VertreterInnen (Universitäts- vs. FachhochschulprofessorInnen), institutionelle Anbindungen (Universitäten vs. Fachhochschulen), Standesorganisationen und Diskussionsforen (DGfE und DGSA) führten und führen Legitimationsdiskussionen um eine gemeinsame Sozialarbeitswissenschaft, die sich vor die gemeinsame Aufgabe der Methodenentwicklung schob.

Die Diskussionen verlaufen bifokal: Ein Fokus liegt auf der nach außen gerichteten Abgrenzung von anderen Disziplinen, ein weiterer auf der nach innen gerichteten Unterscheidung zwischen universitärer Sozialpädagogik und der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit der Fachhochschulen . Ungeachtet dessen ist die Diskussion der Theorie-PraktikerInnen weit vorangeschritten. Aktuell konstatiert Erath (2006) Sozialarbeitswissenschaft unter Berufung auf Luhmann als „autonome Disziplin“ (a.a.O.: 20 ff.) und differenziert über die Begründung hinaus Methodologien, (Professions-) Theorien, Modelle und sozialarbeitswissenschaftliche Handlungskonzepte, weiterhin bezugswissenschaftliche Methoden und Techniken sowie professionelle Reflexionsinstrumente.

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