Globalisierung: Wirtschaft , Politik, Kultur, Gesellschaft.

Globalisierung: Wirtschaft , Politik, Kultur, Gesellschaft.

 

 

 

von: Ditmar Brock

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN: 9783531909073

Sprache: Deutsch

252 Seiten, Download: 1136 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Globalisierung: Wirtschaft , Politik, Kultur, Gesellschaft.



Kapitel 1 Zum Globalisierungsbegriff (S. 7)

1 Was ist Globalisierung?

"Nicht selten wird das Wort ‚global` leichtfertig verwendet für Dinge, die nur weit weg, irgendwo in der Ferne geschehen" (Dahrendorf 2002: 16). In den öffentlichen Debatten um Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft gehört der Begriff "Globalisierung" inzwischen zum Standardrepertoire.

Vieles, wenn nicht alles, hängt "irgendwie" mit "der" Globalisierung zusammen. Das muss keineswegs bedeuten, dass dieser Begriff eine klare oder gar eindeutige Bedeutung hat. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass der Begriff sehr unterschiedlich verwendet wird und dass mit "Globalisierung" oft ganz unterschiedliche Dinge angesprochen werden. Daher ist es unumgänglich, sich zunächst Klarheit über den Begriff zu verschaffen.

1.1 Globalisierungsdebatten

Nicht nur in den Medien und der politischen Öffentlichkeit wird Globalisierung als ein politisches Schlagwort benutzt. Auch in der Globalisierungsliteratur (ex- emplarisch: Beck 1998) stößt man auf die tief sitzende Vermutung, dass Globalisierung primär als ein politisches Schlagwort zu verstehen sei. Das ist überaus nahe liegend. Unternehmen drohen mit Standortverlagerung, wenn die Mitarbeiter nicht bereit sind länger zu arbeiten oder massive Gehaltskürzungen in Kauf zu nehmen.

Politische Akteure bitten die Öffentlichkeit um Verständnis dafür, dass Kürzungen sozialstaatlicher Leistungen unumgänglich seien, um den Standort Deutschland für den globalen Wettbewerb fit zu machen. In der öffentlichen Debatte konkretisiert sich der Begriff Globalisierung typischerweise in derartigen Argumenten. Unangenehme, den Wählern oder Mitarbeitern schwer zu vermittelnde Absichten werden typischerweise mit "der Globalisierung" begründet.

Daneben wird der Begriff auch mit grundsätzlicheren Veränderungsabsichten gebraucht. In dieser Hinsicht knüpft Globalisierung an die alte liberale Utopie einer Bürgergesellschaft ohne bzw. mit möglichst wenig Staat an. Aus diesem Blickwinkel heraus thematisiert Globalisierung eine Intensivierung des Wettbewerbs zwischen Wirtschaftsakteuren und Staaten, die alles Ineffiziente in Frage stellt (z.B. Dahrendorf 2002).

Ineffizient sind aus dieser Sicht insbesondere die sozialstaatliche Daseinsfürsorge und staatlich organisierte Leistungen. Der Effizienzdruck der Globalisierung wird aus dieser Sicht über kurz oder lang dazu führen, dass nicht nur Eisenbahnen und Telekommunikation, sondern auch Leistungen wie der Betrieb von Gefängnissen oder von Bildungseinrichtungen durch privatwirtschaftliche Unternehmen organisiert werden, weil sie eben effizienter arbeiten als der Staat.

Während Globalisierung auf der einen Seite des politischen Spektrums die Hoffnung schürt, dass die letzte nach dem Niedergang des Marxismus noch verbliebene Gesellschaftsideologie des Liberalismus nun endlich die Realität durchgängig prägen könne, erweckt genau diese Perspektive auf der anderen Seite des politischen Spektrums die Angst, dass die Chancen eines verantwortlichen Umgangs mit den ökologischen und sozialen Problemen des Planeten nun definitiv vertan werden.

Aus der Sicht der Globalisierungskritiker eskalieren durch das ökonomische Zusammenwachsen die Gefahren einer globalen Umweltzerstörung und eines globalen Sozialabbaus (exemplarisch Chossudowski 2002, Mander/ Goldsmith 2002, Martin/Schumann 1996, Altvater/Mahnkopf 1996). Aus dieser Perspektive aktualisiert die wirtschaftliche Globalisierung die globale ökologische wie soziale Verantwortlichkeit der Menschen.

Die soziale und ökologisch tragfähige Gestaltung der gesamten Welt wird somit als verantwortliche Aufgabe zum Thema (vgl. z.B. Kingsnorth 2002, zusammenfassend Leggewie 2003). In Globalisierungsdebatten in den Medien und der politischen Öffentlichkeit wird Globalisierung zumeist als Schlagwort gebraucht, um unpopuläre Reformvorschläge als unausweichlich zu rechtfertigen oder Kritik am Sozial- und Wohlfahrtstaat zu üben. Dabei bleibt meist unklar, ob Globalisierung mehr ist als nur ein politisches Schlagwort. Anregung: Schauen Sie sich doch einmal in diversen Verbreitungsmedien (Zeitschriften, Internet, Fernsehen) die Benutzung des Terminus "Globalisierung" an und achten Sie darauf, in welchem Zusammenhang dieser gebraucht wird.

1.2 Ist Globalisierung ein politisches Schlagwort oder ein reales Phänomen?

Wenn man diese Debatten inspiziert, dann drängt sich die Frage nach dem Realitätsgehalt dessen auf, was jeweils als Globalisierung bezeichnet wird. Eine Möglichkeit wäre, dass Globalisierung nur als ein universelles Stichwort in politischen Kontroversen fungiert. Es wird deswegen so häufig benutzt, weil es Wasser auf die Mühlen nicht nur einer, sondern unterschiedlicher gesellschaftspolitischer Positionen bringt.

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