Sozialpsychologische Entwicklungstheorien - Von Mead, Piaget und Kohlberg bis zur Gegenwart

Sozialpsychologische Entwicklungstheorien - Von Mead, Piaget und Kohlberg bis zur Gegenwart

 

 

 

von: Detlef Garz

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2006

ISBN: 9783531900643

Sprache: Deutsch

189 Seiten, Download: 9947 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Sozialpsychologische Entwicklungstheorien - Von Mead, Piaget und Kohlberg bis zur Gegenwart



1. Einleitung (S. 9)

"We get so soon old and so late smart".

Sprichwort bei deutsch-amerikanischen Farmern

Der gewählte Titel "Sozialpsychologische Entwicklungstheorien" bedarf einer Erläuterung und Eingrenzung.

Zunächst soll damit betont werden, dass es die menschliche Entwicklung ist, die im Folgenden thematisiert wird. Unter Entwicklung können ja in einer ersten und ganz allgemeinen Bestimmung jegliche "Veränderungen von Entitäten im Zeitkontinuum" (Baltes/Sowarka 1983, S. 12) verstanden werden - auch bei Gesellschaften und selbst bei Fotografien spricht man von Entwicklung.

Demgegenüber beschränkt sich die Diskussion im Schnittfeld von Sozialisationsforschung, Sozial- und Entwicklungspsychologie auf "Veränderungen menschlichen Verhaltens innerhalb des zeitlichen Kontinuums von der Konzeption bis zum Tod" (ebd., S. 14). Und auch diese Bestimmung ist für die hier ausgewählten Konzepte noch zu allgemein, da die Vorstellungen, welche Form diese Entwicklung annehmen kann, vielfältig sein können. Dennoch erfolgt die vorgenommene Auswahl nicht beliebig.

Die in der vorliegenden Arbeit versammelten Ansätze formen ein Paradigma, also eine Anzahl von Theorien, die - bei allen Unterschieden im Detail - gemeinsame Merkmale aufweisen. Das soll erläutert werden. Je nachdem, ob Entwicklung eher kontinuierlich, also "als allmählicher Übergang" mit kleinen Verhaltensänderungen, verstanden wird, oder ob sie eher diskret bzw. diskontinuierlich, also in deutlich erkennbaren Entwicklungsschritten verlaufend, konzipiert wird, ergeben sich für einen theoretischen Zugriff grundlegende Unterschiede.

Im ersten Fall erfolgt eine Erklärung der Entwicklung überwiegend mithilfe lerntheoretischer Modelle, beispielsweise durch die verschiedenen Formen der Reiz-Reaktions-Ansätze, die mit den Namen von Pavlov bis Skinner verbunden sind. Im zweiten Fall haben wir es mit einer Form der hier anzusprechenden Stufentheorien zu tun.

Nun können und sollen wiederum nicht alle Theorien, die von einem stufenformig verlaufenden Entwicklungsprozess ausgehen, hier beschrieben werden. Weitere Präzisierungen sind notwendig. Zum einen liegt den in dieser Arbeit präsentierten Theorien eine spezifische Idee der Stufenabfolge zugrunde: Die Vorstellung, dass sich die einzelnen Stufen jeweils auf die angegebene Weise folgen, d. h. dass deren Reihenfolge unveränderlich ist, dass keine Stufe übersprungen werden kann und dass auch - von eng begrenzten Ausnahmen abgesehen - kein Rückfall von einer einmal erreichten Stufe möglich ist.

Bei einer Entwicklungsfolge, die diese Kriterien erfüllt, kann von einer Logik der Entwicklung gesprochen werden. Damit ist jedoch noch nichts darüber gesagt, welche Mechanismen diese Entwicklung bewirken.

Bei einer feststehenden Reihenfolge der Stufen liegt es vermeintlich nahe, eine Reifung, d. h. ein im Organismus bei Geburt bereits angelegtes Entwicklungsprogramm zu unterstellen. Dies ist ein Weg, der in der Tat von vielen Entwicklungstheoretikern von Anfang bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts eingeschlagen wurde. Ich kann deren Arbeiten an dieser Stelle nicht würdigen.

Es lässt sich jedoch zeigen, dass jene Erklärungsversuche für die hier interessierenden Entwicklungsbereiche wenig relevant sind: Wie sollte ein internes Entwicklungsprogramm aussehen, das qualitativ unterschiedliche Stufen im Laufe der Zeit steuert und ablaufen lässt? Demgegenüber wird Entwicklung in den hier zusammengefassten Theorien interaktionistisch verstanden, also als bewirkt dutch die aktive Auseinandersetzung des Individuums mit der Umwelt, sei es die äußere Natur oder die Gesellschaft.

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