Klassiker der Pädagogik - Die Bildung der modernen Gesellschaft

Klassiker der Pädagogik - Die Bildung der modernen Gesellschaft

 

 

 

von: Bernd Dollinger

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2007

ISBN: 9783531903019

Sprache: Deutsch

366 Seiten, Download: 1995 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Klassiker der Pädagogik - Die Bildung der modernen Gesellschaft



Klassiker der Pädagogik. Einleitende Anmerkungen zu einer eigentümlichen Spezies (S. 7)

Bernd Dollinger

1 Einleitung

Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, was „Klassiker sind und wie sie ihren Status zugesprochen bekommen. Als Überblick über die pädagogische Klassikerdiskussion seien im Folgenden drei idealtypische Deutungen unterschieden, die Auskunft über die Wesensart dieser Spezies versprechen: Erstens die These der besonderen, zeitlosen Qualität, zweitens Annäherungen über Kriterienkataloge und drittens die These der Qualifizierung.

Zugrunde gelegt wird dabei eine Art gedanklichen Kontinuums. Auf der einen Seite dieses Kontinuums steht gemäß einer traditionellen Sichtweise der Klassiker dekontextualisiert für sich. Er ist ein Klassiker auf der Grundlage des klassischen Werkes, das er geschaffen hat und das Werke anderer Autoren überstrahlt.

Am anderen Ende steht der Klassiker als Konstrukt, das von einer Rezeptionsgemeinde etabliert und am Leben erhalten wird. Der Klassiker ist vollständig kontextualisiert, als isoliertes Wesen, ohne Menschen, die an ihn „glauben, würde er nicht existieren. Zwischen diesen Extrempolen bewegen sich derzeit die „Klassiker der Pädagogik.

a) Der zeitlose Klassiker

Zunächst zur ersten These, die einen zeitlosen, durch herausragende Qualität ausgezeichneten Klassiker unterstellt. Er wird in Anspruch genommen, um ahistorisch gültige Antworten auf immer wieder aufkommende Fragen oder um zumindest überdauernde Perspektiven zu erfahren, an denen sich der Einsteiger in ein Fachgebiet schulen und der Experte sich seines Wissens versichern kann. Wer sich mit dem Klassiker auseinandersetzt steht, um ein von Robert K. Merton (1980) popularisiertes Bild zu verwenden, „auf den Schultern von Riesen und kann nur wegen ihrer Größe weiter sehen als sie selbst.

Das Klassische symbolisiert in diesem Sinne überzeitliches Wissen von herausragender Güte, an dem sich der zeitgenössische Mensch mit Vertrauen orientieren kann. So heißt es im „Lexikon der Pädagogik von Roloff und Willmann zum Einsatz von klassischen Werken zum Zwecke der Volksbildung: „die Lektüre der Klassiker hebt (…) über das Alltägliche hinaus und veredelt Gemüt und Willen.

Ihre Heldengestalten nehmen unwillkürlich gefangen und spornen zur Nacheiferung an (Schiel 1913, 1299). Klassische Werke fungierten als „Denkmäler der Vergangenheit (ebd.), und wer an diesen Bildungsmonumenten rührt, kann sich auch heute noch eines empörten Aufschreis sicher sein (vgl. Wilczek 2004).

Was hier für die Erziehung der Volksschüler empfohlen wurde und wird, gilt auch für die Wissenschaft der Erziehung: Klassiker verkörpern unstrittig erscheinende Wissensgehalte, die zwar anspruchsvoll und etwas angestaubt sein mögen. Aber die Auseinandersetzung mit ihnen lohnt sich, da sie über ihren (kulturellen, politischen, sozialen, biographischen, pädagogischen) Kontext hinaus von Bestand sind. Sie repräsentieren Wissen, das nicht zu leugnen ist.

Es mag in Einzelheiten überholt sein und hinter dem aktuellen Stand der Forschung zurück stehen und ist dennoch gemäß seiner basalen Perspektive und der durch sie aufgeworfenen Fragen von grundlegender Relevanz und deshalb längst nicht „überholt. Als Basis aktueller Wissensentwicklung dient das klassische Wissen dazu, die Gegenwart neu zu verstehen, um mit anderen Mitteln und neuartigen Antworten auf das klassische Wissen aufzubauen.

Klassiker sind in diesem Sinne „die Vorbildung des geistigen Lebens der Welt (L.v. Stein, zit.n. Roeder 1968, 239). Auf einen ersten Blick mag es scheinen, dieses Verständnis des Klassischen sei für Disziplinen wie die Pädagogik nicht besonders attraktiv, da angesichts der Heterogenität ihrer Perspektiven und Orientierungen nicht von einem kontinuierlich wachsenden unstrittigen Wissensbestand auszugehen ist.

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