Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit

Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit

 

 

 

von: Karin Böllert, Silke Karsunky

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN: 9783531909165

Sprache: Deutsch

211 Seiten, Download: 1115 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit



„Heute schon gegendert?" Gender Mainstreaming als Herausforderung für die Soziale Arbeit (S. 19)

Barbara Stiegler

1. Das Konzept Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming ist eine geschlechterpolitische Strategie, die aus den Erfahrungen der Frauen mit der internationalen Entwicklungspolitik entstand und die Frauen von der Position der Bittstellerinnen, die an ihre Regierungen Forderungen stellen, befreit. Bereits in den 80er Jahren haben Frauen gefordert, dass die großen entwicklungspolitischen Akteure, wie die Weltbank und die Vereinten Nationen, geschlechtersensible Konzepte in ihren Entwicklungsprogrammen einsetzen.

Zum einen setzten sie mit dem Gender Budgeting der neoliberalen Strukturpolitik und insbesondere den Strukturanpassungsmaßnahmen ein vielfältiges analytisches Methodenset entgegen (vgl. Budlender u.a. 1998). Zum anderen konnten sie durch die Verankerung von Gender Mainstreaming in dem Abschlussdokument der Weltfrauenkonferenz 1995 erstmals die Regierungen verpflichten, die frauenpolitische Agenda auch in einer bestimmten Weise umzusetzen.

Auf europäischer Ebene wurde das Gender Mainstreaming Prinzip in den Amsterdamer Vertrag 1997 aufgenommen. Damit verpflichten sich alle Staaten der Europäischen Union, dieses Prinzip bei ihrer Politik anzuwenden. Der Europarat (1998) gibt dazu folgende Definition: „Gender Mainstreaming besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluation von Entscheidungsprozessen mit dem Ziel, dass die an politischer Gestaltung beteiligten Akteure und Akteurinnen den Blickwinkel der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen einnehmen."

„Gender" bezeichnet den sozial und politisch gestalteten und gestaltbaren Aspekt von Geschlecht. Durch den Gebrauch der Kategorie „Gender" wird anerkannt, dass alle politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Strukturen die Handlungsmöglichkeiten von Männern und Frauen beeinflussen. Gender Mainstreaming ist ein Prinzip zur Veränderung von Entscheidungsprozessen, ein konzeptionelles Instrument.

Es ist eine systematisierende Verfahrensweise, die innerhalb der Entscheidungsprozesse von Organisationen von oben nach unten (Top down) implementiert, aber von unten nach oben (Bottom up) vollzogen wird. Die Anwendung von Gender Mainstreaming ist als Organisationsentwicklungsprozess zu gestalten. Sie zielt auch auf die Veränderung der Organisationskultur sowie auf Neuzuschnitte von Problembearbeitungen (vgl. Höying/ Lange 2004).

Die Anwendung dieses Prinzips dient allgemein der Herstellung der Chancengleichheit, verlangt aber eine genaue Zieldefinition für das jeweilige Arbeitsfeld. Die Operationalisierung von geschlechterpolitischen Zielsetzungen ist dabei eine der schwierigsten Implikationen von Gender Mainstreaming. Gender Mainstreaming ist nicht die Definition des Zieles selbst, sondern ein Verfahren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Damit ist das Konzept offen für verschiedene geschlechterpolitische Optionen.

Die Strategie ist für Organisationen geeignet, die im weitesten Sinne politisch handeln, seien es Ministerien, Behörden, kommunale Verwaltungseinheiten, Verbände, Vereine oder Gewerkschaften, aber auch Bildungsinstitutionen wie Schulen, Hochschulen oder Volkshochschulen. Gender Mainstreaming ist eine Strategie für Organisationen, die demokratisch legitimiert sind und die Lebensbedingungen allgemein und damit direkt oder indirekt auch die Geschlechterverhältnisse regeln und gestalten.

In Gender Mainstreaming Prozessen werden verschiedenste Methoden genutzt. Es wird unterschieden zwischen analytischen (z.B. 3-R-Methode, Gender Impact Assesment - GIA, Budgetanalysen, Checklisten), pädagogischen (Gendertraining, Genderworkshop) und partizipatorischen Techniken (Think-tanks, Zukunftswerkstätten, Hearings) (vgl. Meuser/Neusüß 2004).

2. Verhältnis zu anderen geschlechterpolitischen Strategien

Gender Mainstreaming ist eine neue geschlechterpolitische Strategie, die an den vorhandenen ansetzt und sie ergänzt.

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