Martin Heidegger: Sein und Zeit (Klassiker Auslegen, Bd. 25)

Martin Heidegger: Sein und Zeit (Klassiker Auslegen, Bd. 25)

 

 

 

von: Thomas Rentsch (Hrsg.)

De Gruyter Akademie Forschung, 2007

ISBN: 9783050050171

Sprache: Deutsch

331 Seiten, Download: 1255 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Martin Heidegger: Sein und Zeit (Klassiker Auslegen, Bd. 25)



Hubert L. Dreyfus
In-der-Welt-sein und Weltlichkeit: Heideggers Kritik des Cartesianismus (§§ 19–24)*

Mir geht es darum, die Bedeutung der Analysen zur Weltlichkeit im Rahmen einer Fragestellung, die auf Descartes zurückzuführen ist, zu untersuchen: für das ontologische Projekt, alles auf der Grundlage eines vorhandenen Seienden zu erklären, von dem angenommen wird, es sei unmittelbar zugänglich und verständlich.

In der Ontologie von Descartes fungieren Elemente der Natur (naturas simplices), sofern sie Gegenstände der naturwissenschaftlichen Forschung sind, als die grundlegenden Bestandteile des Universums. Stattdessen könnte man jedoch auch versuchen, alles auf Sinnesdaten, Monaden oder – wie zum Beispiel bei Husserl – auf Verhältnisse zwischen „dem Sinn von Prädikaten" als Basiselementen zurückzuführen, die den Beziehungen unter denjenigen einfachen Merkmalen der Welt entsprechen, auf welche diese Basiselemente zu verweisen scheinen. Heidegger denkt an diese letzte Entwicklungsstufe der atomistischen, rationalistischen Tradition von Descartes bis Husserl, wenn er in Sein und Zeit die Vorstellung kritisiert, die Welt sei ein „Relationssystem", etwas „in einem ‚Denken‘ erst Gesetztes" (88). Dieses Projekt Husserls hat seinen vorläufigen Höhepunkt mit den modernen Ansätzen innerhalb der Computerwissenschaft und KIForschung erreicht. Danach ist die Welt mit ihren Objekten eine komplexe Merkmalskombination und der Geist ein Behälter mit symbolischen Repräsentationen dieser Merkmale sowie mit Regeln und Programmen, welche deren Beziehungen untereinander repräsentieren.

Die traditionelle Ontologie kommt nur dann zu einem Erfolg, wenn es ihr gelingt, alle Weisen des Seins – und dazu gehört auch die praktische Aktivität des Daseins sowie das Zeugganze, in dem das Dasein „aufgeht" – auf der Grundlage von gesetzes- oder regelähnlichen Kombinationen vorhandener Elemente zu erklären. Wenn hingegen gezeigt werden kann, daß sich die Welt nicht auf Vorhandenes reduzieren läßt, seien es materielle Gegenstände, atomare Tatsachen, Sinnesdaten oder Informationseinheiten, dann erweist sich eine Ontologie des Vorhandenen als verfehlt. Heidegger konzentriert sich im dritten Kapitel von Sein und Zeit auf Descartes’ Versuch, alles unter Verweis auf die physikalische Natur zu erklären.

4.1 Der ontologische Stellenwert der Natur

Mit seiner Kritik an einer naturalistischen Ontologie geht es Heidegger nicht darum, zu bestreiten, daß die Natur dem Funktionieren von Zeug zugrundeliegt und die Grundlage dafür darstellt, die Funktionsweisen des Zeugs zu erklären. Mit Eisen und Holz können wir hämmern, nicht jedoch mit Gummi und Eis. Aber was diese scheinbare Priorität der Natur ontologisch bedeutet, erweist sich als eine komplizierte Frage.

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