Doppeldiagnosen - Komorbidität psychischer Störungen und Sucht

Doppeldiagnosen - Komorbidität psychischer Störungen und Sucht

 

 

 

von: Franz Moggi (Hrsg.)

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456943657

Sprache: Deutsch

300 Seiten, Download: 1667 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Doppeldiagnosen - Komorbidität psychischer Störungen und Sucht



Problemstellung Doppeldiagnose – eine artifizielle oder reale Komorbidität? (Franz Moggi)(S. 15-16)

In diesem Kapitel werden zunächst die beiden Begriffe Doppeldiagnose und Komorbidität geklärt und auf die Häufigkeit des Erscheinungsbildes kurz eingegangen. Danach werden einige Probleme von Doppeldiagnosen bzw. Komorbidität aus der Klinik- und Forschungsperspektive diskutiert. Schließlich werden der Aufbau des Buches und der Inhalt der einzelnen Kapitel kurz beschrieben.

1. Definition und Häufigkeit

Unter Doppeldiagnosen (engl. dual diagnosis, DD) wird im Allgemeinen die Komorbidität (engl. comorbidity) oder das gemeinsame Auftreten einer psychischen Störung (z. B. Angststörung, Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörung, PsyS) und einer Substanzstörung (Störungen durch eine oder mehrere psychotrope Substanzen wieMissbrauch oder Abhängigkeit von z. B. Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmedikamenten, Cannabis, Heroin, Kokain, SMA) bei derselben Person in einem bestimmten Zeitraum (z. B. ein Monat, ein Jahr, Lebenszeit) verstanden (Dilling, 2002). Sehr selten bezieht sich der Begriff auf das Zusammenkommen zweier PsyS ohne SMA oder auf das Auftreten einer PsyS oder SMA mit einer somatischen Erkrankung bzw. einer Intelligenzminderung. Manchmal wird DD eher mit schwereren PsyS wie Schizophrenie oder Bipolaren Störungen und SMA (engl. severe mental illness) als mit Komorbidität mit leichteren PsyS wie Angststörungen oder Depression in Verbindung gebracht.

Der Begriff der Komorbidität wurde im englischen Sprachraum von Feinstein (1970) eingeführt und ist im Gegensatz zu DD nicht auf zwei Störungen oder Erkrankungen und auf PsyS und SMA beschränkt (Wittchen, 1996). Die Verwen dung beider Begriffe impliziert weder eine Aussage über ätiologische, klinische oder andere Beziehungen zwischen den beiden Diagnosen noch über die Form der PsyS und SMA. Personen mit einer Schlangenphobie und Alkoholmissbrauch weisen ebenso eine Doppeldiagnose auf wie Personen mit chronisch verlaufender paranoider Schizophrenie und Mehrfachabhängigkeit von Heroin und Kokain. Diese Verschiedenartigkeit von Diagnosen ist gleichzeitig Hauptkritikpunkt am Doppeldiagnosebegriff. Doppeldiagnose meint ein Spezialfall von Komorbidität mit Beschränkung auf zwei näher zu bezeichnende Diagnosen von PsyS und SMA. Mit der Einführung deskriptiver Klassifikationssysteme DSM-III (APA, 1980) bzw. ICD-10 (Dilling et al., 1991), die es ermöglichten, mehr als eine PsyS zu diagnostizieren anstatt Symptome auf eine Grundstörung zurückzuführen, nahm die Doppeldiagnose- bzw. Komorbiditätsforschung im engeren Sinn ihren Anfang (Krausz et al., 2000, Maj, 2005, Wittchen, 1996). Eine systematische Literatursuche in der wissenschaftlich-medizinischen Datenbank «PubMed» zeigte, dass in wissenschaftlichen Publikationen die systematische Verwendung des Doppeldiagnosebegriffs 1989 begann, als die beiden Zeitschriften Journal of Psychoactive Drugs und Hospital and Community Psychiatry (heute: Psychiatric Services) je ein Heft zu Doppeldiagnosen veröffentlichten. Zuvor wurde der Begriff sehr selten oder nicht für diesen Spezialfall von Komorbidität verwendet. Jedoch wird bereits ab 1991 bis heute häufiger der schwerfälligere, aber präzisere Begriff der Komorbidität mit Nennung der fokussierten PsyS und SMA verwendet und auf den Begriff der Doppeldiagnose eher verzichtet. In diesem Band werden beide Begriffe gebraucht und, falls nötig, erwähnt, welche Störungskombination gemeint ist.

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