Sozial- und Präventivmedizin - Public Health

Sozial- und Präventivmedizin - Public Health

 

 

 

von: Felix Gutzwiller, Fred Paccaud

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456939124

Sprache: Deutsch

523 Seiten, Download: 18114 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Sozial- und Präventivmedizin - Public Health



1.1 Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Partnerdisziplinen (S. 13)

Felix Gutzwiller, Fred Paccaud
1.1.1 Grundverständnis von Gesundheit

Der Begriff Gesundheit wird in der Präambel der WHO-Satzung folgendermaßen definiert: «Gesundheit ist der Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen» (WHO 1976) [1].

Dieser durch die Machbarkeitseuphorie der Nachkriegsjahre geprägte Begriff hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine deutliche Wandlung durchgemacht, indem das moderne sozialmedizinische Verständnis viel eher von einem dynamischen Prozess ausgeht, einem Fließgleichgewicht, welches das Individuum ständig mit seiner Umwelt herzustellen versucht, um sein Wohlbefinden zu optimieren. Danach ist Gesundheit ein Zustand, der ständig neu ausbalanciert und in konkreten Lebenssituationen angestrebt und realisiert werden muss.

Hurrelmanns Gesundheitsdefinition betont diese transaktionalen und interaktiven Aspekte der Gesundheit: «Gesundheit ist dann gegeben, wenn eine Person konstruktiv Sozialbeziehungen aufbauen kann, sozial integriert ist, die eigene Lebensgestaltung an die wechselhaften Belastungen des Lebensumfeldes anpassen kann, dabei individuelle Selbstbestimmung sichern und den Einklang mit den genetischen physiologischen und körperlichen Möglichkeiten herstellen kann» [2].

Die Leitvorstellung von Gesundheit als einem tagtäglich wieder herzustellenden Gleichgewicht von inneren und äußeren Anforderungen findet auch in einem kürzlich formulierten Definitionsversuch ihren Niederschlag: «Gesundheit ist das Stadium des Gleichgewichts von Risikofaktoren und Schutzfaktoren, das eintritt, wenn einem Menschen eine Bewältigung sowohl der inneren (körperlichen und psychischen) als auch äußeren (sozialen und materiellen) Anforderungen gelingt. Gesundheit ist ein Stadium, das einem Menschen Wohlbefinden und Lebensfreude vermittelt.» [3].

In diesem Fließgleichgewicht beeinflussen vier Dimensionen den jeweiligen Gesundheitszustand, nämlich die biologisch-genetischen Gegebenheiten, die medizinisch- technischen Möglichkeiten (Gesundheitswesen) sowie Lebensstil, als auch Umweltfaktoren (s. Abb. 1-1 ).

Biologische und genetische Voraussetzungen sind ein Teil des (nur zum Teil beeinflussbaren) Gesundheitskapitals. Sie definieren zum Beispiel Voraussetzungen für die Lebensspanne eines Individuums, bestimmen diese aber nur zum Teil und je individuell sehr unterschiedlich. Die medizinische Versorgung trägt mit ihren präventiven Leistungen (z. B. Impfungen) sowie ihren kurativen Möglichkeiten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung bei. Von besonderer Bedeutung ist allerdings die natürliche und soziale Umwelt.

Dazu gehört einerseits der eigentliche Gesundheitsschutz. Darunter werden heute alle organisierten Maßnahmen zum kollektiven Schutz vor Gesundheitsrisiken verstanden (z. B. Lebensmittelhygiene, Wasserqualität, Luftreinhaltegesetzgebung etc.) (Verhältnisprävention). Oft wird die Bedeutung dieser Schutzmaßnahmen unterschätzt, da sie im Alltag kaum mehr bemerkbar sind. Ein Blick auf die Gesundheitssituation der Länder des Südens zeigt aber, wie prekär die Gesundheitssituation werden kann, wenn diese Schutzbarrieren nicht vorhanden sind.

Sind die drei genannten Voraussetzungen einigermaßen gegeben, so wird das individuelle und kollektive Verhalten zum entscheidenden Parameter darüber, in welchem Ausmaß die Lebensspanne auch wirklich realisiert werden kann. So gehören heute zu den Hauptgründen für vorzeitig verlorene Lebensjahre Unfalltode und Suizide (bei unter 40-Jährigen) beziehungsweise Herzkreislauf- und Krebstodesfälle (bei über 40-Jährigen). Mobilität, aber auch Sinnfindung, Substanzkon- sum (Tabak, Alkohol, Drogen) oder aber Fehlernährung und Bewegungsmangel sowie inadäquate Belastungen (Stress) gehören also zu den wichtigsten Einflussfaktoren für Gesundheit und sind damit zentrales Thema der modernen Gesundheitsförderung und Prävention (s. Kapitel 3.3).

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