Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie

Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie

 

 

 

von: Otto Benkert, Hanns Hippius

Springer-Verlag, 2007

ISBN: 9783540344896

Sprache: Deutsch

711 Seiten, Download: 3704 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie



7 Medikamente zur Behandlung von Abhängigkeit und Entzugssyndromen (S. 451)

7.1 Übersicht

In diesem Kapitel werden die Suchtmittel mit ihren Substanzcharakteristika, Entzugssyndromen, Entwohnungsmasnahmen und ihrer Intoxikationssymptomatik bzw. -therapie im Hinblick auf die verschiedenen spezifi schen klinischen Syndrome der Suchtkrankheiten behandelt (. Tab. 7.1). Die Gliederung erfolgt nicht nach Medikamentengruppen, sondern nach Suchtmitteln.

Definitionen

Riskanter Konsum


Die Kriterien fur Missbrauch oder Abhangigkeit werden nicht erfullt, die Substanz wird jedoch ubermasig konsumiert. Bei einem riskanten Substanzkonsum besteht ein erhohtes Risiko zur Entwicklung eines Missbrauchs oder einer Abhangigkeit. Nach Ansicht der WHO und der Deutschen Hauptstelle gegen Suchtgefahren kann von einem riskanten Alkoholkonsum ausgegangen werden, wenn eine Frau taglich >,20 g reinen Alkohols, ein Mann taglich >,30 g reinen Alkohols konsumiert.

Missbrauch/schädlicher Gebrauch
Kriterien fur Abhangigkeit werden nicht erfullt. Jedoch besteht Konsum trotz des Wissens um ein standiges oder wiederholtes soziales, psychisches oder korperliches Problem, das durch den Gebrauch der Substanz verursacht oder verstarkt wird, und/oder um Situationen, in denen ihr Gebrauch eine korperliche Gefahrdung darstellt.

Abhängigkeit
Periodische oder chronische Einnahme einer psychotropen Substanz, durch die der Abhangige und/oder die Gemeinschaft geschadigt werden. Charakteristisch sind ubermachtiges Verlangen nach der Substanz mit Kontrollverlust, korperliche Entzugserscheinungen (Entzugssyndrom bei sistierendem Konsum), Toleranzentwicklung (Dosissteigerung oder Wirkungsverlust), Konsum trotz nachweislicher Schadigung.

Unterschieden werden:
Korperliche Abhangigkeit: Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, substanzspezifi sches Entzugssyndrom.

Psychische Abhangigkeit: standiges, zwanghaft es Beschaft igtsein mit dem Drogenkonsum bzw. der Sicherung der Versorgung mit der Droge, hohes Ruckfallrisiko nach durchgefuhrtem Entzug.

Polytoxikomanie
Wiederholter abhangiger Konsum verschiedener psychotroper Substanzen aus wenigstens 3 Substanzkategorien uber einen Zeitraum von 6 Monaten, ohne dass eine einzelne psychotrope Substanz dominiert. Sind die diagnostischen Kriterien fur eine oder mehrere Substanzabhangigkeiten erfullt, so sind aufgrund der spezifi schen therapeutischen Implikationen diese (z. B. Alkoholabhangigkeit oder Opiatabhangigkeit) anstelle der Polytoxikomanie zu verwenden.

Therapiephasen bei Abhängigkeit und Sucht
Vier Th erapiephasen werden bei Abhangigkeit und Sucht unterschieden: 1. Motivation: Beratung und Motivation zur Durchfuhrung weitergehender Th erapiemasnahmen, wie z. B. einer Entgift ungs- und Entwohnungsbehandlung. Primar hausarztliche Tatigkeit im Rahmen mehrerer Kurzinterventionen.

2. Entgift ung: symptomatische und protektive medikamentose Behandlung des (korperlichen) Entzugssyndroms bis zu dessen Beendigung. Unter qualifi zierter Entgift ung versteht man die zusatzliche Anwendung psychotherapeutischer, insbesondere motivationsfordernder Masnahmen. Die Entgift ungsbehandlung wird im Regelfall unter stationaren Bedingungen durchgefuhrt, fur geeignete Patienten (absprachefahig, kein Entzugskrampfanfall oder Delir in der Vorgeschichte, keine relevanten Alkoholfolgeerkrankungen) kommt auch eine ambulante Entgift ungsbehandlung in Frage.

3. Entwohnung: psycho- und soziotherapeutische sowie rehabilitative Masnahmen zur Behandlung insbesondere der psychischen Abhangigkeit (z. B. stationare oder ambulante Kurz- oder Langzeittherapie mit unterschiedlichem Behandlungsansatz, v. a. verhaltenstherapeutische Interventionsstrategien), unterstutzend eventuell medikamentose Ruckfallprophylaxe bzw. Substitution (. Tab. 7.1).

4. Nachsorge: ggf. stufenweise soziale und berufl iche Wiedereingliederung, Neustrukturierung des sozialen Umfelds, Teilnahme an Selbsthilfegruppen.

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