Wert und Werte - Ethik für Manager: Ein Leitfaden für die Praxis

Wert und Werte - Ethik für Manager: Ein Leitfaden für die Praxis

 

 

 

von: Ulrich Hemel

Carl Hanser Fachbuchverlag, 2007

ISBN: 9783446414747

Sprache: Deutsch

352 Seiten, Download: 2344 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Wert und Werte - Ethik für Manager: Ein Leitfaden für die Praxis



„Wer nichts bringt, wird eliminiert!" Oder: Welchen Nutzen oder Schaden stiftet Sprache? (S. 61-62)

„Schweigen im richtigen Augenblick ist weise, und besser als jede Rede."
Plutarch (Ethik 10E)

Nochmals: Der Ton macht die Musik

In einer Aufsichtsratssitzung hörte ich von einem Kollegen im Gremium den Satz: „Wer nichts bringt, wird eliminiert!" Der Sprecher war der Chef eines für seinen humanen Umgang bekannten Unternehmens, den ich auch persönlich sehr schätze. Es war leicht zu verstehen, dass er etwas im Grunde Richtiges zum Ausdruck bringen wollte: Ein Unternehmen hat durchaus die Aufgabe der Unterscheidung der Geister. Wenn Mitarbeiter sich nicht in den Geist eines Unternehmens einfügen wollen oder können, wenn ihre Fähigkeiten nicht zur Aufgabe passen oder umgekehrt – dann ist ein Unternehmen zum Handeln aufgerufen. Dass auch dann der Ton die Musik macht, versteht sich von selbst. Es ist ein Riesenunterschied, ob ich jemand erkläre, dass er ab sofort . iegt, oder ob ich ihm sage, dass sich die Wege trennen, weil Aufgabe, Person und Unternehmen nicht mehr zusammenpassen.

Sprechen oder Schweigen

In der erwähnten Sitzung überlegte ich mir, ob ich gegen die Ausdrucksweise „eliminieren" protestieren sollte. Da ich neu im Gremium war und da sich die Diskussion um andere, heiße Themen handelte, ließ ich die Situation vorübergehen. Gleichzeitig erinnerte ich mich daran, dass ich im eigenen Unternehmen sehr konsequent darauf achte, dass andere Abteilungen, Konkurrenten oder Kunden nicht mit abfälliger Sprache behandelt werden. Das geht relativ einfach: Ich brauchte ja nur zu sagen, dass Sprache wie ein Spiegel funktioniert. Wer sich abfällig über andere äußert, wird regelmäßig erleben, dass auch der andere ein negatives Bild der „anderen Seite" entwickelt, das sich im Extremfall sogar über Jahre hinweg verhärten kann.

Zum Thema „Sprache" gehören damit unweigerlich sowohl das Sprechen als auch das Schweigen. Auch nach mehrmaligem Nachdenken bin ich davon überzeugt, dass ich in der damaligen Aufsichtsratssitzung mit einer kritischen Bemerkung keinen Nutzen hätte stiften können. Vielmehr hätte ich mich mit einer Aussage zur Sprache des Kollegen in eine Wirkungsgeschichte begeben, die meiner Grundintention entgegengesetzt gewesen wäre: Unvermeidlich wäre eine solche Äußerung von einem Gremien neuling als „vorlaut", „belehrend", „wenig konstruktiv" oder ähnlich aufgefasst worden. Das aber hätte das Gewicht jeder weiteren Aussage zunächst mit einer Hypothek belastet. Ich hätte also – um den Gewinn psychischer Entlastung – die Chancen auf die Durchschlagskraft meiner Argumente in der Sachdiskussion geschmälert, und das wollte ich nicht.

Damit kommen wir zu einem weiteren Aspekt von Sprache und Ethik im Wirtschaftsleben: Der richtige Zeitpunkt entscheidet mit. Und wenn zwei das Gleiche sagen, ist es nicht das Gleiche. Die persönliche und hierarchische Beziehung zwischen zwei Personen bestimmt das Sprachverhalten mit. Jedweder Inhalt wird in seiner Wirkung zuerst durch die Beziehung zwischen den handelnden Personen ge. ltert, bevor er sachlich analysiert werden kann.

Sprachliches Verhalten gibt Hinweise auf die Denkwelt einer Person, auf ihren inneren Handlungsrahmen, auf geistige Enge oder Weite. Wie präzise bringt einer Dinge auf den Punkt? Wie viel an persönlicher Wärme schwingt im Ton mit? Drückt Sprache neben ihrem sachlichen Gehalt ein Stück Wertschätzung oder eher Geringschätzung aus? Wie verhält sich der sprachliche Ausdruck zum körperlichen Verhalten, das unweigerlich jeden Satz von uns begleitet?

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