Die sozialpädagogische Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung: Dargestellt am Beispiel einer Wohngruppe von geistig behinderten Erwachsenen mit Borderline - Persönlichkeitsstörung

Die sozialpädagogische Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung: Dargestellt am Beispiel einer Wohngruppe von geistig behinderten Erwachsenen mit Borderline - Persönlichkeitsstörung

 

 

 

von: Walburga Steiger

Bachelor + Master Publishing, 2013

ISBN: 9783955499129

Sprache: Deutsch

41 Seiten, Download: 975 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Die sozialpädagogische Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung: Dargestellt am Beispiel einer Wohngruppe von geistig behinderten Erwachsenen mit Borderline - Persönlichkeitsstörung



Textprobe: Kapitel 3.3, Die Borderline-Persönlichkeitsstörung: Wenn nun zur geistigen Behinderung eine psychische Erkrankung hinzukommt, dann sind alle diejenigen, die mit diesen Menschen zu tun haben, aufs Äußerste gefordert. Besonders Borderline-Persönlichkeitsstörungen sind sehr geeignet, um Mitarbeiter und Therapeuten zur Verzweiflung zu bringen. Im Therapeuten - Jargon werden Borderline - Persönlichkeiten auch 'Therapeutenkiller' genannt. Der Begriff als solcher ist relativ neu, obwohl die Störung, die mit ihm beschrieben wird, schon lange bekannt ist. Im 17. Jahrhundert berichtete der englische Arzt T. Sydenham von Menschen, die äußerst launenhaft seien und zwischen Liebe und Hass hin und her pendelten. Auch neigten sie zu plötzlichen emotionalen Ausbrüchen. 'Obwohl die Störung somit schon lange bekannt ist, fiel die Zuordnung der Phänomene zum Krankheitsverständnis der Medizin zunächst schwer. Im klassischen psychiatrischen Krankheitsverständnis wurden Krankheiten vor allem nach ihren vermuteten Ursachen unterschieden. Die Borderline -Störung galt dabei als Übergangsform zwischen den Schizophrenien und den Neurosen. Daraus entwickelte sich der Begriff 'Grenzpsychose' (englisch: 'Borderline psychosis' ). Die Erkenntnis, dass die Ursachen für psychische Erkrankungen sehr vielfältig sind (multi-faktorielle Krankheitsverursachung, variabler Verlauf und damit eingeschränkte Vorhersehbarkeit), führte schließlich zur Entwicklung eines neuen Krankheitsmodells, dem Stress-Diathese-Modell. Ausgangspunkt für die Entstehung einer psychischen Erkrankung sind nach diesem Modell Anfälligkeitsfaktoren (Dispositionen). Diese Dispositionen setzen sich jeweils aus Anlage- und Umweltfaktoren zusammen, etwa aus Besonderheiten der psychosozialen Entwicklung. Die Krankheit bricht aus, wenn der in diesem Sinne 'anfällige' Mensch einer besonderen Belastung ausgesetzt ist (Stress). Der Verlauf der Erkrankung wird dann nicht allein von der Krankheit, sondern auch von zahlreichen anderen Faktoren bestimmt, zum Beispiel der Krankheitsbewältigung und der Qualität der sozialen Unterstützung. Nach dem gegenwärtigen Wissen gilt auch für die Borderline - Störung ein solches Stress-Diathese-Modell.' Oftmals bestehen neben der Borderline - Störung Begleiterkrankungen wie z. B. Depressionen, Zwänge und Tics, Suchterkrankungen, Essstörungen oder Störungen der Sexualität. Einige entstehen als Folge der Borderline - Störung, andere sind Bewältigungsversuche der Patienten (wie z. B. Substanzmissbrauch). Das Hauptproblem bei Borderline - Persönlichkeiten ist jedoch die Beeinträchtigung der inneren Ausgeglichenheit und Störungen in den sozialen Beziehungen. Die Suche nach eindeutigen Beziehungen führt zu Irritation und Gefühlschaos. Die Fähigkeit zu Beziehungen ist zwar vorhanden, wird aber von Ambivalenzen und Unsicherheiten geprägt. Borderliner neigen dazu, sehr enge Beziehungen einzugehen und sehr viel von ihnen zu erwarten. Dabei sind sie mit der stetigen Veränderung von Beziehungen, die ja in der Natur der Sache liegen, überfordert. Diese Überforderung löst Angst aus, '...vor allem dann, wenn die Integration unterschiedlicher oder sogar widersprüchlicher Emotionen nicht gelingen mag. Meistens lässt sich durch eine Klärung wieder Sicherheit herstellen, oftmals besteht aber die Ambivalenz weiter und muss dann ausgehalten werden, um die Beziehung aufrechterhalten zu können. Vor allem kann nur durch die Akzeptanz von Ambivalenz gewährleistet werden, dass die Autonomie der Partner nicht verloren geht. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Aspekt in Beziehungen im Laufe der Entwicklung regelrecht gelernt wird, etwa bei der Auflösung der anfänglichen Symbiose zu den primären Bezugspersonen. Weil dieser Prozess mit Angst einhergeht, sind die integrativen Fähigkeiten der Bezugspersonen besonders gefordert. Fehlt diese Unterstützung, kann die Angst erhalten bleiben und die zukünftigen Beziehungen prägen. Dies genau ist bei Borderline - Kranken der Fall.'

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