Einführung in die qualitative Sozialforschung

Einführung in die qualitative Sozialforschung

 

 

 

von: Philipp Mayring

Beltz, 2002

ISBN: 9783407252524

Sprache: Deutsch

171 Seiten, Download: 1240 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Einführung in die qualitative Sozialforschung



4. Verfahren qualitativer Analyse ( S. 65)

In diesem Kapitel sollen nun 17 verschiedene Verfahrensweisen wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung beschrieben werden, die fast alle erst in den letzten Jahren entwickelt bzw. ausformuliert wurden, wenn es auch jeweils Vorformen gibt. Das wirklich Neue und Wichtige an der aktuellen Entwicklung qualitativer Anstze ist, dass immer mehr versucht wird, die qualitativen Techniken so genau zu beschreiben, dass sie für jeden handhabbar werden.

Qualitatives Forschen darf nicht verschwommen sein, die Vorgehensweisen müssen offen gelegt und systematisiert werden wie quantitative Techniken auch. Nur so lassen sie sich vernünftig, gegenstandsangemessen einsetzen, nur so lassen sie sich auch untereinander kombinieren und mit quantitativen Analyseschritten dort, wo es notwendig ist, verbinden (vgl. Abschnitt 4.4).

So sollen auch hier die 17 Techniken qualitativer Analyse jeweils durch ihre Grundgedanken, durch einen idealtypischen Ablaufplan und durch ihre Anwendungsgebiete gekennzeichnet werden. Die hier dargestellten Verfahren können natürlich nur eine gewisse Auswahl darstellen.

Noch wenig erprobte Vorgehensweisen, aber auch Techniken mit nur sehr speziellen Anwendungsgebieten wurden hier nicht aufgenommen. Trotzdem zeigt sich doch ein sehr breites Spektrum. Vorab möchte ich noch betonen, dass die hier dargestellten Techniken nur Prototypen verkörpern sollen.

Für eine konkrete Fragestellung können, ja sollen sie modifiziert, an die jeweiligen Bedingungen und Bedürfnisse angepasst werden. Das ist ja gerade eine der Strken qualitativer Forschung, dass durch diese Flexibilität die Ergebnisse gegenstandsadquater werden können.

In diesem Kapitel soll nun unterschieden werden zwischen Erhebungstechniken, die der Materialsammlung dienen, Aufbereitungstechniken, die der Sicherung und Strukturierung des Materials dienen, und Auswertungstechniken, die eine Materialanalyse vornehmen. Der Schwerpunkt der Neuentwicklungen liegt sicherlich auf dem Gebiet der Aufbereitung und Auswertung, aber auch neue Erhebungsinstrumente, vor allem die verschiedenen Interviewformen, sind beachtenswert.

4.1 Erhebungsverfahren

Drei Methoden, die auf sprachlicher Basis arbeiten (Problemzentriertes Interview, Narratives Interview, Gruppendiskussion) und eine Beobachtungsmethode (Teilnehmende Beobachtung) werden nun vorgestellt. Darin zeigt sich schon, dass in der qualitativen Forschung der verbale Zugang, das Gesprch, eine besondere Rolle spielt (vgl. auch Langer 1985).

Subjektive Bedeutungen lassen sich nur schwer aus Beobachtungen ableiten. Man muss hier die Subjekte selbst zur Sprache kommen lassen, sie selbst sind zunchst die Experten für ihre eigenen Bedeutungsgehalte. So gibt es mittlerweile eine ganze Reihe qualitativer Interviewtechniken, die unter den verschiedensten Bezeichnungen laufen: Exploration, Problemzentriertes Interview, Qualitatives Interview, Offenes Interview, Tiefeninterview, Fokussiertes Interview, Intensivinterview, Unstrukturiertes Interview (vgl. Lamnek 1989).

Hier ist also eine terminologische Klrung notwendig (Abb. 6, vgl. auchWittkowski 1994). Nach dieser Terminologie stellen problemzentriertes und fokussiertes Interview offene, halbstrukturierte, qualitative Verfahren dar, hnlich auch Exploration und Tiefeninterview. In der Offenheit der Frageformulierungen und der qualitativen Auswertung sind sich qualitativ orientierte Interviewformen weitgehend einig.

Nur der Strukturiertheitsgrad schwankt etwas zwischen den verschiedenen Formen. Deshalb sollen hier zunchst eine strker strukturierte (Problemzentriertes Interview) und eine schwach strukturierte (Narratives Interview) Interviewform vorgestellt werden.

1) Problemzentriertes Interview
Unter diesem Begriff, den Witzel (1982, 1985) geprgt hat, sollen alle Formen der offenen, halbstrukturierten Befragung zusammengefasst werden. Das Interview lsst den Befragten möglichst frei zu Wort kommen, um einem offenen Gesprch nahe zu kommen.

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