Mobbing erfolgreich bewältigen - In vier Schritten aus der Mobbingfalle. Mit Arbeitsmaterial zum Download

Mobbing erfolgreich bewältigen - In vier Schritten aus der Mobbingfalle. Mit Arbeitsmaterial zum Download

 

 

 

von: Josef Schwickerath

Beltz, 2014

ISBN: 9783621281621

Sprache: Deutsch

144 Seiten, Download: 4328 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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2Was ist Mobbing, wo kommt es her und wo kommt es vor?


Mache die Dinge so einfach wie möglich – aber nicht einfacher.
Albert Einstein
Im Folgenden untersuchen wir das Phänomen Mobbing unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten, versuchen herauszufinden, was die Besonderheiten sind, worin die Ursachen liegen, wer davon betroffen ist und wie sich das im Arbeitsalltag zeigt.
Das Phänomen. Das Wort »Mobbing« wurde in den letzten Jahren in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt, manchmal zur Beschreibung eines nur wenige Tage bestehenden Konflikts mit einigen kritischen Äußerungen von Mitarbeitern und Vorgesetzten, aber auch im Rahmen von Monate und Jahre lang andauernden Schikanen. Bei Mobbing besteht in jedem Fall das Ziel darin, eine bestimmte Person aus einer Gruppe auszuschließen. Mittlerweile hat sich die Sichtweise durchgesetzt, Mobbing auf einen längeren Zeitraum zu beziehen.
Bei Mobbing geht es häufig um Feindseligkeiten, gezielte Benachteiligungen, Sticheleien, die Verbreitung von Gerüchten und Ähnliches. Wo der Begriff »Mobbing« herkommt, ist nicht abschließend geklärt. Er hat seine Wurzeln in dem lateinischen Begriff »mobile vulgus«, was etwa »aufgewiegelte Volksmenge oder Pöbel« bedeutet. Er geht zudem auf das englische Verb »to mob« zurück, was so viel wie »herfallen über, sich stürzen auf, auch anpöbeln« bedeutet. International wird aber eher der Begriff »bullying« verwendet. Es gibt auch Hinweise, dass bereits der bekannte Verhaltensforscher Konrad Lorenz den Begriff benutzt hat, um damit den Angriff einer Gruppe von Tieren auf einen Eindringling zu beschreiben. Bei Mobbing handelt es sich nicht um einzelne Aktivitäten oder Schikanen. Mobbing ist durch ein gehäuftes und sehr zielgerichtetes systematisches Vorgehen charakterisiert.
Definition
Wir verstehen in Anlehnung an andere Experten wie Zapf (1999) und Leymann (1993) unter Mobbing einen lang andauernden Prozess, in dem jemand z. B. schikaniert, belästigt oder beleidigt wird. Die Kommunikation am Arbeitsplatz ist durch Konflikte belastet. Der Mobbingbetroffene ist unterlegen. Diese Mobbingattacken oder Schikanen tauchen häufig und wiederholt über einen längeren Zeitraum, von mindestens einem halben Jahr, auf. Es wird dabei jemand direkt oder indirekt von einer oder auch von mehreren Personen angegriffen. Das Ziel besteht immer in der Ausgrenzung dieser Person. Es handelt sich nicht um Mobbing, wenn zwei Gruppen, die etwa gleich stark sind, in Konflikt miteinander geraten oder wenn diese Attacken nur kurze Zeit, vielleicht einige Tage, andauern.
Häufigkeit. Es gibt keine definitiven Angaben dazu, wie oft Mobbing in Deutschland auftritt. Man kann davon ausgehen, dass ca. 2 bis 3 % der Arbeitnehmer in Deutschland von Mobbing betroffen sind, ältere Arbeitnehmer sind häufiger betroffen. Auch in anderen europäischen Ländern wird Mobbing beobachtet; die Häufigkeit ist ganz unterschiedlich, sie hängt entscheidend davon ab, wie und wen man fragt. Insgesamt gesehen scheint Deutschland hinsichtlich der Häufigkeit einen Mittelplatz einzunehmen.
Arten von Mobbing und beteiligte Parteien
Die Art und Weise, wie gemobbt wird, ist von besonderem Interesse. Manche Formen sind ganz offensichtlich als Schikane zu erkennen, andere zeigen sich in versteckter Art und Weise und sind nicht gleich zu bemerken, wie beispielsweise das Verbreiten von Gerüchten. Die unterschiedlichen Formen werden aber vor allem durch die Dauer und durch die starke Ausprägung für Mobbing charakteristisch.
Isolation des Einzelnen. Ein Teil der Schikanen besteht in der Isolation des Einzelnen. Man grenzt jemanden aus, schränkt seine Möglichkeiten ein, sich irgendwie mitzuteilen, man schiebt ihn gewissermaßen ins Abseits. So kann es sein, dass man mit jemandem nicht mehr redet, man beachtet einfach den Betreffenden nicht mehr, behandelt ihn wie »Luft«.
Maßnahmen in der Einrichtung oder der Organisation. Die Schikanen erfolgen teilweise auch vonseiten der Einrichtung oder der Organisation, d. h. von Arbeitgeberseite. So kommt es vor, dass man jemandem einfach Arbeitsaufgaben entzieht oder ihm sinnlose Arbeitsaufgaben aufdrückt. Hierbei ergibt sich oft die merkwürdige Situation, dass sowohl der Mitarbeiter als auch die Vorgesetzten, die so etwas veranlassen, genau wissen, dass es sich um sinnlose Aufgaben handelt. Der unterlegene Arbeitnehmer sieht keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Aber auch Aufgaben, die weit unter dem Können des Betroffenen liegen oder wissentlich angeordnete Aufgaben, die das Können wesentlich übersteigen, gehören in diese Kategorie. Auch ständig wechselnde Arbeitsanweisungen sind hier zu finden. Weiterhin kann es dazu kommen, dass jemand in einen Raum oder Büro versetzt wird, der weit weg von den anderen Kollegen ist. Es gibt manchmal auch Anweisungen, einen Kollegen »wie Luft« zu behandeln, auch der Entzug von bestimmten Privilegien wie eine besondere Computerausstattung oder auch in höheren Kategorien der Entzug von Hilfskräften sind zu beobachten.
Angriffe. Weitere Merkmale sind Angriffe auf die betreffende Person. Es wird jemand lächerlich gemacht. Es werden Witze über ihn gerissen, man macht sich lustig über ihn. Auch Verdächtigungen, wie psychisch krank oder irgendwie behindert zu sein, sind hier zu finden. Im Endeffekt steht dabei immer eine Kränkung der Person im Raum. Weiterhin kann es zu direkten Aggressionen kommen, die sich auch häufig durch Anschreien oder Demütigungen zeigen. So wird jemand in einer Gruppe vor allen anderen zu Unrecht kritisiert und gedemütigt. Auch eine übertriebene, ständige Kritik an Entscheidungen des Einzelnen oder an seiner Arbeit überhaupt spielt hier eine Rolle.
Gerüchtebildung. Ein interessantes Phänomen vor allem in Deutschland ist die Gerüchtebildung, die weit oben in der »Hitliste« der Schikanen platziert ist. Dies hat auch der Mobbingreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Meschkutat et al., 2002) festgestellt. Derjenige, auf den die Gerüchte zielen, erfährt meist als letzter, was über ihn in Umlauf gebracht wird. Wenn Gerüchte einmal am Laufen sind, findet sich kaum jemand, der sie zu stoppen bereit ist.
Wer ist beteiligt? Grundsätzlich kann man drei Ebenen von Mobbing unterscheiden, je nachdem, von wem Mobbing ausgeht. Dies können gleichgestellte Kollegen sein, die jemanden aus einer Arbeitsgruppe ausschließen wollen. Dieses Mobbing auf der gleichen Ebene lässt sich unterscheiden von Mobbing von oben durch die Vorgesetzten oder den Arbeitgeber, was häufig als »bossing« bezeichnet wird. Dazu gehören auch Mobbingattacken, die auf der gleichen Ebene entstehen, aber von den Vorgesetzten geduldet bzw. nicht konstruktiv geklärt werden. In seltenen Fällen kann es auch dazu kommen, dass eine Arbeitsgruppe den eigenen Vorgesetzten ausgrenzt bzw. schikaniert, auch bekannt unter dem Begriff »staffing«.
Ein wichtiger Aspekt bei Mobbing ist die existentielle Bedrohung, die der Mitarbeiter in zweifacher Weise erlebt. Er fühlt sich in seinem Wesen, seiner Person abgelehnt, also gewissermaßen in seiner Lebensberechtigung in Frage gestellt, zum anderen ist mit dem Ausschluss aus der Arbeit auch seine materielle oder finanzielle Existenz mehr als gefährdet. Es kann ein finanzieller Abstieg drohen, der sehr belastend ist.
Häufig werden die erfahrenen Schikanen als etwas Häufiges und Andauerndes erlebt. Man sieht sich Schikanen ausgeliefert, sieht dahinter eine gewollte regelmäßige Struktur mit dem Ziel, ausgeschlossen zu werden. Interessant ist nun in einigen Fällen die Perspektive der sogenannten Täter, sogenannt deswegen, weil mancher Täter selbst auch Opfer seiner Situation ist, wenn er beispielsweise mit dem Druck von oben nicht fertig wird. Wenn mehrere Mobbingtäter Schikanen gegenüber einem Menschen starten, so erleben die unterschiedlichen Täter dies häufig nur als eine einzelne Handlung, die gelegentlich mal passiert, die aber keineswegs abgestimmt ist oder einem System folgt. Dies wird von den handelnden Personen, die diese Einzelattacken durchführen, häufig heruntergespielt. Diese Schikanen erscheinen der Person, gegen die sie gerichtet sind, aber absichtlich und abgestimmt. Diese gelegentlichen Einzelhandlungen passieren vielleicht nicht mit der vollen oder endgültigen Absicht, jemanden gezielt aus einer Gruppe auszugrenzen, sie sind jedoch keinesfalls zu rechtfertigen.
Unterlegene Position. Mobbing ist auch dadurch charakterisiert, dass jemand immer mehr in eine unterlegene Position gerät, auch wenn zu Beginn vielleicht noch keine großen Machtunterschiede bestanden hatten. Wenn man sich mehr und mehr unterlegen fühlt, wird es auch immer schwieriger, sich aus dieser Situation zu befreien, indem man sich wehrt oder andere um Hilfe bittet, die einen unterstützen könnten. Man fühlt sich hilflos, sieht keine Möglichkeiten, die Konfliktsituation zu verändern oder irgendwie Einfluss zu nehmen. Diese Hilflosigkeit führt zu einer starken inneren Anspannung mit dem Risiko, krank zu werden.
Fallbeispiel  
Herr S., 40 Jahre alt, arbeitet als Lagerarbeiter und Fahrer in einem Produktionsbetrieb. Er ist schon lange Zeit Mitglied des Betriebsrats und eckt durch seine offene und direkte Art bei einigen Vorgesetzten immer wieder an. Als zwei neue Vorgesetzte in die Firma kommen, versuchen sie ihn zu schikanieren, indem sie ihm vermehrt...

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